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Film über Massaker an Häftlingen in Krems
"Die Kremser Hasenjagd" dokumentiert ein Stück unaufgearbeiteter Zeitgeschichte im Bezirk Krems. Am 6. April 1945 gab es eine regelrechte Treibjagd auf die aus dem Zuchthaus Krems-Stein freigelassenen Häftlinge.

"Erinnerung an Ereignis und Opfer festhalten"
Am Sonntag ist der Streifen erstmals in der Pfarre Paudorf-Göttweig bei einer Voraufführung zu sehen. Zeitzeugen berichten darin über ihre Erlebnisse rund um die Massaker an den überwiegend politischen Häftlingen.
Der Enkel eines damals Ermordeten, Gerhard Pazderka, und der Historiker Robert Streibel gestalteten den vom Verein Gedenkstätte - Hadersdorf am Kamp produzierten Film:
"Mehr als 60 Jahre nach einem der großen Kriegsendphasenverbrechen der Nationalsozialisten wollten wir die Erinnerung an das Ereignis und die Opfer festhalten und gleichzeitig einen Blick auf den gegenwärtigen Umgang mit regionaler Erinnerungskultur werfen."

Täter nie zur Verantwortung gezogen
Der für die Entlassung der Häftlinge verantwortliche Gefängnisdirektor Franz Kodre und drei seiner Gefängniswärter wurden von den Nazis hingerichtet. Hunderte Freigelassene wurden beim Massaker in der Strafanstalt und in den umliegenden Orten ermordet.
"Ein großer Teil der Täter ist nie zur Verantwortung gezogen worden", klagt Streibel an. "Die Anerkennung haben die Opfer ja nicht gekriegt, dass das, wofür du eingesperrt worden bist, Widerstand war. Damit warst du in Österreich nicht sonderlich beliebt."

"Sie haben geschossen, wir sind gerannt"
Anton Jelen, wegen "Wehrpflichtentziehung" inhaftiert, überlebte das Gemetzel. Er starb vergangenes Jahr. Im Film schildert er seine Erlebnisse:
"Gleich hinter dem Tor sind zwei Offiziere gestanden. Ich habe gesagt, drehen wir um, gleich danach sind die Offiziere hineingekommen und haben angefangen zu schießen - Handgranaten, Gewehre und so weiter -, und wir sind gerannt. Wir haben dann runtergeschaut in den Nord-West-Hof, dort haben sie gerade den Direktor erschossen."

Pfarrer: "Gefahr nicht für immer gebannt"
Christian Timm, Leiter der Strafanstalt Stein, bekundet im Film sein Erstaunen darüber, dass er selbst erst im Alter von 28 Jahren - im Zuge seiner Ausbildung - auf die Geschehnisse gestoßen sei.
Pessimistisch äußert sich der Paudorfer Pfarrer Udo Fischer, der sich seit vielen Jahren mit dem Thema Nationalsozialismus beschäftigt: "Ich fürchte, die Gefahr ist nicht für immer gebannt."

Sendetermine
"Die Kremser Hasenjagd", Voraufführung am Sonntag um 19.00 Uhr in der Pfarre Paudorf-Göttweig
Wiener Erstaufführung am 27. April um 19.30 Uhr im Aktionsradius, 1200 Wien, Gaußplatz 11

06/04/2011 ORF.at